Das Herz ist mehr als nur ein lebenswichtiges Organ. Es wird auch metaphorisch als menschliches Gefühlszentrum verstanden. Es ist der Menschheit Bewusstsein über die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des sinnlichen Lebens. Im Herzen halten sich Freunde auf, wie der Altruismus und die Humanität, die Nächstenliebe und das Mitgefühl. Es geht vor allem darum, das Leben zu bewahren, indem man es liebt. Ein modus vivendi und modus supervivendi, wie die Gewalt, die seit jeher auch der Menschenart elementaler Bestandteil repräsentiert. Im Herz schlägt es schneller wenn ich mich verliebe, liebe und Liebe spüre, sodaß die Brust wohlwollend erwärmt werden, dieses Kitzeln in die Wangen steigen und meinen Mund zu einem Lächeln verziehen kann. Das Herzklopfen schlägt zum Beat des Urklangs, die Liebe ist seine Melodie.
Liebe, was ist das? Wird heute die Liebe als eine Selbstverständlichkeit empfunden? Als ein „es gibt sie ja gar nicht“ oder ein „sie passiert einfach“, oder als etwas worüber es weiterer Gedanken nicht bedarf, vor allem auch weil es sich ja um Gefühle handeln könnte, Emotionen und derer Unvernünfte. Diese gehören nicht in einen Diskurs über Staat, Politik und moderne Gesellschaft. Vielleicht zu einem religiösen Diskurs, aber diese sind ja oft so emotional geladen, so unvernünftig, daß wir sie nicht auf unserer Party wollen, und schon gar nicht beim Regieren. Liebe? Da kriegt die Vernunft ja eine Krise! In die Wirtschaft passt sie vielleicht, im Spiel um Kapital, als brauchbares Werkzeug für emotional gesteuerte Werbekampagnen, Produktverkäufe und dergleichen. Ist das die Liebe, von der man das Herz flüstern hört? Liebe ist doch keine angemessene Variabel für eine wissenschaftliche Arbeit, kein Kriterium für ein Argument, sie taugt auch kaum für ein Experiment! Liebe, was ist das? Sie ist kein Engel, keine Jungfrau, kein bärtiger Mann auf Wolke 7, keine Aphrodite. Sie ist einfach, wie die Gewalt einfach ist, wie der Schatten und das Licht. Die Gewalt, zum Beispiel, ist eine zerstörerische Kraft. Die Liebe ist eine verbindende, schöpferische Energie. In den Worten von William Blake: „Ohne Gegensätze gibt es keinen Fortschritt, Anziehung und Abneigung, Vernunft und Energie, Liebe und Hass, sind notwendig für das Dasein des Menschen,“ wird klar, daß Gegensätze einfach vorhanden sind. Dank dieser hat der Mensch eine Wahl.
Der Mensch, was ist das? Der Mensch ist ein bis zur Kleinigkeit entwickeltes Wesen, seines Daseins bewusst. Dieses Bewusstsein gehört zur Evolution, und ist Urklang. Es führt uns den zarten Puls des Lebens vor Augen. Der Mensch ist ein irdisches bipedales Biest. Ein Zweibeiner mit aufrechtem Gang, einem frei beweglichen Daumen der für seine Hand die Welt bis ins Kleinste greifbar macht, und einem Sprachorgan der unverwechselbare Klänge zum Ausdruck bringt, Lieder des Daseins. Der Urklang ist ein durch Masken schauen, alle mit dem gleichen Auge. Er ist in verschiedenen Schriften schreiben, alle mit der gleichen Hand. Er ist einfach schauen, schreiben...beten, essen, trinken, fühlen, lieben, bauen, arbeiten, denken, alle mit dem gleichen Gehirn. Der Urklang lebt im Herzschlag derer die irdische Luft atmen, im ewigen Strom der Flüsse, und im vorbeiziehenden Wolkenbild.
Phänomene wie Verstümmelung der natürlichen Gestalt, Schönheitswahn, frivoles Herumschnippeln and der Schale, Hunger im Überdruß, Fressen-dann-Kotzen, systematische Gewalt, institutionalisierter Größenwahn, Habgier, blinde, unüberlegte Massenproduktion und absichtliche Ausbeutung für Profit sind ganz schlimme Symptome einer Krise des Urklangs. Kriegerei, Völker- und Erdvergewaltigung, Mitmenschenschlachterei pflastern den Weg des menschlichen Schicksals. Darf der Mensch sich für ein Leben der Liebe entscheiden, indem er fürsorglich und rücksichtsvoll für seine irdische Existenz kämpft, im Einklang mit seinen Urbedürfnissen und derer seiner irdischen Artgenossen sowie derer ihrer Umwelt? Die Liebe ist bedingungslos, sie verbindet. Liebe ist was uns bewahrt. Ein liebloser Mensch ist ein trauriger Mensch, ein einsamer Mensch – irgendwie nicht ganz vollkommen. Aller Reichtum ist ungenügend für des Menschen Herzensglück. Die Geborgenheit die man im Mutterleib als selbstverständlich erfährt, muss man in der Welt auf eigene Faust finden. Warum die zerstörerischen Geister beschwören anstatt der liebenden? Es geht ja gar nicht um ein Warum, sondern um das Wasist, und das Wasmachtman diesen Umständen entsprechend. Wie entscheidet man sich? Haben unsere Vorfahren denn nicht so hart gekrampft, sich großzügig vermehrt, Leid erlitten, Epidemien, Kriege und Katastrophen überlebt, damit wir es besser haben mögen? So wie es die Eltern jeder Generation aufs neue tun, ihr bestes geben, was auch immer das sein mag.
Das Lied von Michael Jackson Man in the Mirror, der Mann im Spiegel, spricht eine für all zugängliche Lösung an, nämlich die, den Wandel bei sich selbst anzufangen. Dieser Schritt bedarf des Willens sich seiner Selbst bewusst zu werden. Der Wille steht im Zentrum der Entscheidung. Jedes Lebewesen ist mit einem freien Willen ausgestattet, vom subatomischen Gen bis zur hochentwickelten irdischen Gestalt. Dieser eigene Wille ermöglicht den Wandel – ob nötig, erwünscht oder wilkürlich. Zuerst war das Ei, zweifellos. Das Huhn ist schon Huhn, daran kann es nichts mehr tun. Aber das Ei, das ist frei. In ihm geschieht die Evolution, und der Wandel. Die Adaption, die Variation und die Mutation geschehen dort auch. Es hat all die Information zum SEIN. Das Huhn ist einfach Huhn. Wasauchimmer kann das Ei sein – auch Huhn. Im freien Willen liegt der Wandel.
Der Urklang ist eine Energie, ein Fluss des Daseins, eine Kraft, eine Lebensquelle, unter vielen. Wie dem Maler unzählige Farben zur Verfügung stehen damit er sein Werk gestalten kann, stehen für den Menschen unzählige modi vivendi bereit. Die Dinge sind einfach, unabhängig eines Urteils über Gut und Böse. Die Moral ist eine Wahl. Ein Erdbeben, ein Tsunami haben zerstörerische Kraft, sind aber nicht böse. Sie können für den Menschen Umstände anrichten, die von Tod, Leid, Elend, Angst, Not und Trauer befleckt sind. Es gibt eine zerstörerische Energie, die mit ihrer unvernünftigen, gewaltigen Wucht gnadenlos den Wandel herbeizwingen kann. Der Krieg ist eine vom Menschen angetriebene, verwirklichte zerstörerische Kraft, die das gleiche anrichtet. Ein Krieg allerdings liegt in des Menschen Hand, für Naturkatastrophen kann er nichts. Die Welt ist mehr wie ein Mutterleib für den Menschen, als ein für ihn ungewisser, scheinbar unendlicher und mysteriöser Raum. Die globalisierte Welt bringt alles Irdische in unmittelbare Reichweite, und bringt alle auf einen Haufen. Wir rücken einander näher und näher. Erstmal aus Platzmangel, wir sind mittlerweile so viele! Schaut in den Städten wie wir uns hochtürmen. Man kann dem Nachbarn nicht mehr so leicht den Rücken zukehren. Ihn zu erschlagen nützt auch nichts mehr. Das tut sowieso immer wider die Natur. So schöpft auch die Vernunft aus dem Brunnen der Liebe. Wenn Verzweiflung herrscht, macht sie Hoffnung, wenn Leid befällt Trost. Der Mensch will wissen, er ist voller Fragen, die eine Antwort brauchen. Auch wenn er es nicht sagt, der Mensch fragt. Gibt man ihm eine Antwort, wird er glauben.
Mögen die Menschen sich der Liebe bedienen, sich des Urklangs besinnen!
Der Urklang ist im Geiste, dichtend, Schönheit errichtend, Kunst gestaltend, denkend, liebend, zeichnend, malend, Marmor schlagend, Steine tragend, für Jemand sich sorgend, den Toten begrabend, helfend, den Alten sich verbeugend, dankend den scheinbar ewigen Fluß des Lebens bezeugend. Der Urklang ist im Herzschlag und im Blutrausch, im Gesang, im gesprochenen Wort, in den Urlauten beim Essen und Trinken, beim Kacken und Pinkeln, beim Schlafen und Wachen, beim Weinen und Lachen, beim Liebe machen. Schmatz, knutsch, graul, schnarch, schnäutz, seufz, speutz, hüstel, kicher, quietsch, knacks, schwabbel, bimmel, knirsch, klatsch, schluck, knister, keuch, schlürf, rülps, kratz, stöhn, mampf, humpf, jaaaaa, oooo, uuu, aaa. Menschliche Musik die dem Geist Geborgenheit verleiht während er im irdischen Körper verweilt!
Hörst du den Urklang?
N.M.P.
Berlin, 2010
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