Montag, 8. Oktober 2012

Verliebt in einen Toten

Wo war ich als Du von der Gestalt gesprochen,
als Du die Normen des leitenden Denkens gebrochen?
Als Du die Natur geliebt
und mit ihr bei Dunkelheit durch die Nacht gewandert-
die Tiefen des Daseins entdeckend,
die Sinne über den Sechsten hinaus erweckend.

Wo war ich als Du die Wahrheiten des Lebens preisgebend
an der Theke noch ein Bier bestellt? Oder Wein oder Schnaps?
Als Deine Hand dem Tisch einen trunkenen Klaps gebend,
Dich von den Augen Deines Gesellen wendend
mit erneuten Worten – Dein Licht ihn blendend,
Du Chaos in Ordnung gebracht?

Wo war ich als Du die Haare einer Muse riechend,
Deine Kraft aus gesellschaftsfreien Löchern kriechend,
Du neue Wege geschafft?
Und den Narren mit stillem Neid bewundert.
Und Du über Dich selbst gelacht oder geweint?
Als ich Dir sagen wollt unsere Seelen sind vereint.

Wo war ich als Dir der Knopf vom Mantel niederfallend
Du die nächsten Zeilen verfasst?
Als Du Deine Menschlichkeit gelebt
und nach anderen Ebenen gestrebt.
Als Du die Schmerzen des alternden Körpers tragend
Deinen Glanz in Materie übertragen.

Wo war ich als Du im Strom des Bewusstseins versunken?
Als Dich die Leidenschaft des lebendigen Leibes quälend
Du Schönheit mit Fakt vermählt?
Als der Fluss Deine Füße genässt
und Du metamorphosend von der Brücke gesprungen.
Mit welch letztem Gedanken bist Du ertrunken?

Wo war ich Geliebter als Gott Deine Wange geküsst?
Als der Tod sich langsam an Deinem Atem beglückt?
Wartend war ich
in der Zukunft lauernd
Deine Abwesenheit zutiefst bedauernd...

N.M.P.


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